Umweltzonen: Auch Euro-6-Modelle nicht sicher

Fachbeamten der Bundesregierung rechnen nach einem Bericht des Spiegel sogar mit Verboten für Euro-6-Modelle, weil die real kaum sauberer seien als Euro-5-Wagen.
Mangelware: Transporter der Euro-6dTemp-Norm gibt es bisher nicht. Iveco reklamiert für den Daily Blue Power das Prädikat "RDE-ready", erfüllt aber auch "nur" Euro 6c. | Foto: Iveco
Mangelware: Transporter der Euro-6dTemp-Norm gibt es bisher nicht. Iveco reklamiert für den Daily Blue Power das Prädikat "RDE-ready", erfüllt aber auch "nur" Euro 6c. | Foto: Iveco
Johannes Reichel

Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel rechnen Fachbeamte der Bundesregierung damit, dass sogar Diesel-Fahrzeuge der Norm Euro 6 von etwaigen Fahrverboten betroffen sein könnten. Diese sind nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts von vergangener Woche als letztes Mittel zur Lösung der Luftreinhalteproblematik zulässig. Das Magazin verwies auf Tests des ADAC, nach denen eine Reihe von Euro-6-Diesel-Fahrzeugen unter realen Fahrbedingungen (Real Driving Emissions) weit über den Grenzwerten für Stickoxide liegen. "Ein Dieselfahrer mit einem Euro-5-Wagen, der von einem Fahrverbot betroffen ist, könnte mit Verweis auf ein solches genauso schlechtes Euro-6-Fahrzeug klagen, um weiterhin in die gesperrte Innenstadt fahren zu dürfen", erklärte ADAC-Chefjustiziar Markus Schäpe gegenüber dem Magazin. Damit wären im Hinblick auf Fahrverbote lediglich Diesel der allerneuesten Euro-6d-Norm auf der sicheren Seite. Bei Pkw sind es erst wenige Diesel-Modelle, bei den leichten Nutzfahrzeugen gibt es bisher nur einen Diesel-Motor von Iveco, der auf diese Anforderungen im Transporter Daily Blue Power zumindest vorbereitet wäre ("RDE-ready"), aber noch nicht danach zugelassen ist. Der jüngst vorgestellte Mercedes-Benz Sprinter erfüllt die aktuell noch geltende Norm Euro 6c, ebenso relativ neue Modelle wie der VW Crafter.

In der Regierung arbeite man nun an einer Förderrichtlinie für die Hardware-Nachrüstung, in der ein anderer Maßstab als die Euro-Norm eingezogen werden soll, berichter Der Spiegel weiter. Demnach könnte zum erlaubten Prüfstandwert eine Art "Realverkehrsbonus" aufgeschlagen werden und daraus ein Grenzwert entstehen, der statt 80 Milligramm Stickoxid zwischen 200 und 400 Milligramm erlaubt. Schaffe es ein Diesel per Nachrüstung, diesen Wert einzuhalten, würde die Regierung sich finanziell an der Nachrüstung beteiligen.