Bestof9.eu-Kühlauflieger legen 3,5 Mio. km mit Schmitz Cargobull Telematics und Wabco-Smartboard zurück - Europas großer Lkw-Praxistest: Reparaturen am Trailer

Die Kühlauflieger von Schmitz Cargobull sind mittlerweile in der zweiten Runde von Europas größtem Lkw-Praxistest bestof9.eu unterwegs und haben jeweils fast 400.000 Kilometer zurückgelegt. Weil das nicht ohne Rempler geht, wird es Zeit für eine Bestandsaufnahme.

Symbolbild LOGISTRA (Foto: T. Schweikl)
Redaktion (allg.)

Zusammen haben die neun bestof9.eu-Kühlauflieger im Rahmen von Europas großem Lkw-Praxistest bei der Spedition Reinert Logistics nun 3,5 Millionen Kilometer zurückgelegt. Zum Stichtag Anfang März 2015 hatte also jeder Trailer im Schnitt knapp 400.000 Kilometer auf dem Buckel. Gemessen haben wir diese Daten mit dem Telematiksystem von Schmitz Cargobull Telematics. Diese Flottenüberwachung bedient sich auch der Datenströme, die die Wabco-Elektronik bereitstellt. Über das Wabco-Smartboard, das jeder Trailer links hinten am Heck montiert hat, lassen sich die Parameter direkt vor Ort ablesen. Aber nur über das Telematiktool lassen sich der Standort und genauere Betriebszustände bestimmen.
Die bestof9.eu-Flotte steht also unter permanenter Überwachung. Die Datenbasis ist deshalb sehr ausführlich, was uns das Monitoring unserer Testflotte natürlich erleichtert. Das ist die Situation am Trailer direkt. Wenn es um die Erfassung der Wartungskosten geht, ist der TÜV Süd unser Partner. Hier laufen sämtliche Ereignisse beim Flottendienstleister Fleetcompany zusammen. Fahrzeug-bezogen erfasst Fleetcompany sämtliche anfallenden Kosten aus Reparaturen, turnusmäßiger Wartung und Sicherheitsprüfungen. Die Kosten werden nach Rechnung und ohne Mehrwertsteuer erfasst, sodass alle hier genannten Beträge Nettobeträge sind. Durch die datenbankbasierte Erfassung der Kosten lässt sich im Nachhinein genau aufschlüsseln und gruppieren, welche Baugruppe welche Kosten verursacht hat.
Wir haben für diesen Zwischenbericht nach Reifen, Bremsen und Druckluft, Gewaltschäden an Koffer und Chassis sowie nach Kosten für die Kühlaggregate differenziert. Sämtliche Prüfdienste und Hauptuntersuchungen wurden ebenso gesondert erfasst wie Kosten für Pannennotdienste. Den Carrier-Kühlaggregaten widmen wir uns demnächst übrigens in einer eigenen Berichterstattung, sodass wir hier nur auf die Schmitz-Cargobull-Kühltrailer eingehen werden. Nochmal kurz zur Erinnerung: Alle bestof9.eu-Trailer sind baugleich und basieren auf der Schmitz-Cargobull-Reihe „S.KO Cool“. Zusätzlich zum Serienzustand haben die Auflieger eine hochschwenkbare Zwischenwand für Zweizonenkühlung und sind vorbereitet für Doppelstockbeladung (Paket „Flower & Food“).
Vergleichbarkeit
Da die Trailer zu 90 Prozent mit gefrorenem Brötchenfertigteig im Rundlauf nach Österreich unterwegs sind, erfolgen die Gefrier- und Abtauzyklen mit großer Regelmäßigkeit. Ebenfalls als Option fährt bei allen Trailern das sogenannte Load-Spread-Programm (LSP) mit. Da es am Zielort Österreich (Wien, Linz, Graz) meist zu Teilentladungen von hinten nach vorne kommt, könnte dies unter ungünstigen Umständen zu einer Überlastung der Antriebsachse führen. LSP wirkt dem entgegen, indem es durch Absenkung des Balgdrucks in der letzten Achse den wirksamen Radstand verkürzt und somit die beiden vorderen Trailerachsen stärker belastet und die Antriebsachse entsprechend entlastet.
Zu Beginn des Tests im Frühjahr 2012 waren die Fahrer noch skeptisch gegenüber LSP, weil sich das Fahrverhalten doch spürbar verändert. Der Zug läuft im Kreisverkehr weniger ein und auch das Rangierverhalten auf engem Raum verbessert sich, was dem Reifenverschleiß auf der am meisten beanspruchten, letzten Achse zugute kommt. Mittlerweile schwören die Fahrer auf die „mitdenkende“ Luftfederung und die Fuhrparkleitung führt die langen Standzeiten der „Michelin Multiway T“ auf der letzten Achse auf die Achsentlastung zurück.
Kostenrechnung
Schauen wir auf die Gesamtkosten bis hierhin: Da wir von absolut baugleichen Trailern ausgehen, braucht uns der Neupreis an dieser Stelle nicht besonders zu interessieren, die Kosten für die Beschaffung sind hier für alle Neune ja gleich. Dennoch ist bemerkenswert, wie gering die Wartungs- und Betriebskosten bei einer gezogenen Einheit im Vergleich zum Gesamtwert eines Kühltrailers ausfallen. Gehen wir mal rein theoretisch von 65.000 Euro für einen derart gut ausgestatteten Kühler mit leistungsfähigem Aggregat aus, dann sind die durchschnittlichen Kosten über fast 400.000 Kilometer mit 3.600 Euro (exklusive Kosten Kühlmaschine) vergleichsweise gering.
Sie könnten aber noch geringer ausfallen, wenn nicht allerlei „Feindberührungen“ die Kostenrechnung verhageln würden. Ein Blick auf die Gesamtkosten zeigt, dass neben dem Thema Reifen vor allem die Gewaltschäden an Aufbau und Chassis die Bilanz vermiesen. So geschehen beim Trailer Nummer 9: Schon im August 2012, kein halbes Jahr nach Start von bestof9.eu, zerknitterte ein im Dunkeln übersehener Begrenzungsfelsbrocken den rechten Palettenkasten. Kaum ein Jahr später kam es zu einem weiteren Schaden, der hinten rechts die Bodengruppe, Seitenwand und Türrahmen betraf. Knapp 3.000 Euro für einen Schaden, von dem außerdem nie geklärt werden konnte, wie er überhaupt entstand.
Auch Trailer 2 schaffte es in der Schadensstatistik ganz weit nach vorne: Gleich drei kapitale Schäden verursachten Kosten von über 4.000 Euro. Einmal schrammte der komplette Zug bei Glatteis die Leitplanke entlang, ein andermal zierte eine tiefe Riefe die rechte Seite über vier Paneele, weitere Feindberührungen kosteten zwei Rückleuchten. Trailer Nummer 7 erfuhr ebenfalls rechts hinten einen tiefen senkrechten Schnitt von circa 15 Zentimeter Länge. Was nach nichts aussah, entpuppte sich als kapitaler Schaden von knapp 3.000 Euro, hervorgerufen durch die Verletzung der Außenhaut mit aufwendiger Reparatur und Lackierung. Auffallend: Die Lackierung eines Schadens geht ins Geld. Die mehrfarbigen, dicht beschrifteten Auflieger erfordern etwas mehr Aufwand für eine optisch einwandfreie Reparatur als ein weißer Standardauflieger. Als Klassiker entpuppt sich auch der an den Außenkanten „kaltverformte“ Unterfahrschutz: Da bleibt man gerne mal hängen, wenn das Heck ausschert. Die reinen Materialkosten von rund 300 Euro bei Schmitz Cargobull sind da noch günstig.
Moderater Verschleiß
All diese Schäden sind Gewaltschäden, verursacht von anderen oder vom Fahrer selbst. Aber wie halten sich die Komponenten des Aufliegers? Gab es verschleißbedingte Ausfälle? Die gab es. Und zwar verstärkt ab Ende 2014, als sich die ersten kaputten Bremszylinder einstellten. Auch undichte Bremsleitungen kamen nun vor. Freilich nicht massenhaft, sondern nur vereinzelt. Zwei Federspeicher- und ein Bremszylinder an drei Fahrzeugen, undichte Druckluftleitungen an vier Fahrzeugen. Das war's aber auch schon an teilebedingten Ausfällen.
Die Schadensbilanz an den Reifen ist da schon durchwachsener: Einfahrschäden durch aufgenommene Fremdkörper, diverse Neureifen, Nachschneiden, Reparieren, Ummontieren und Wuchten summierten sich im Testverlauf bislang auf knapp 10.000 Euro. Dabei sind zum Zeitpunkt unserer Erhebung noch gar nicht alle Trailer von den „alten“, aber haltbaren „Multi T“ von Michelin auf die neuen „Energy X-Line“ umbereift. Mittlerweile rollen zwar alle Kühlkoffer auf den X-Line, die rollwiderstands-optimiert für den Fernverkehr entwickelt wurden, dennoch tauchen in der Kostentabelle noch nicht alle Trailer neu bereift auf. Einfach weil die alten Pneus noch zu gut sind, um sie als Karkasse in ihr zweites und drittes Leben zu schicken.
Top-3-Kosten
Zusammengefasst lässt sich konstatieren: Am meisten kosten die Gewaltschäden, verursacht durch die Fahrer oder Dritte. Danach folgen gleich Reifenschäden. Die Kosten für die bislang aufgetretenen Defekte an Bremszylindern und Leitungen sind vergleichsweise gering und übersteigen noch nicht einmal die Kosten für HU und Sicherheitsprüfung. Wir haben keinen einzigen kaputten Luftbalg, weder Fehler an den Achsen von SAF-Holland noch größere Ausfälle an den Bremssätteln. Bis auf einen: Ein festsitzender Bremssattel verursachte bei dem ansonsten völlig unauffälligen Trailer 5 durch einen mobilen Service mit 70 Kilometer Anfahrt Kosten von satten 666 Euro – obwohl nur Abnehmen des Rades, Prüfen der Bremszangen mit Aus- und Wiedereinbau der Klötze und Einstellen auf dem Zettel stehen. Notdienst ist halt Notdienst. Tröstlich ist auch: Schaut man sich die Kosten für Wartung und Reparaturen umgelegt auf Cent pro Kilometer an, ergeben sich beinahe schon lächerliche kilometerbezogene Kosten von 0,92 Cent (ohne Kühlaggregat). Und würde man noch die Gewaltschäden herausnehmen, würden sich die Kilometerkosten noch einmal fast halbieren. Robert Domina

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