Harry-Pot-Verpackungen: Logistik-Unternehmen setzt auf ökologischen Wertstoff: FachPack 2013: Papier sparen

Beim Verpacken von Waren kann man vieles falsch machen. Unser Experte erklärt, wie man Transportschäden vermeidet und gleichzeitig Verpackungsmaterial spart.

Symbolbild LOGISTRA (Foto: T. Schweikl)
Redaktion (allg.)

Der Online-Handel boomt und mit der Zahl der Pakete steigt auch der Bedarf an Verpackungsmaterialien, mit denen die Waren während des Transports vor Schmutz und Beschädigungen geschützt werden. Doch diese kosten Geld, erhöhen das Sendungsgewicht und belasten die Umwelt. Zudem müssen sie entsorgt werden.
Am einfachsten funktioniert dies mit Pappe und Papier, da es sich dabei um einen ökologischen Wertstoff handelt. Gerade dies macht ihn beliebt: Pro Person und Jahr werden in Deutschland rund 236 kg Papier verbraucht. Tag für Tag sind dies 640 g pro Bewohner und damit in etwa ein Harry-Potter-Band. Dabei ist der Pro-Kopf-Verbrauch besonders beim Verpackungspapier gestiegen: Wurden 2009 noch 94 kg pro Kopf und Jahr benötigt, waren es 2010 bereits 104 kg. Eingesetzt wird Papier in verschiedenen Formen – als Papierbögen zum Einschlagen von Waren, geshreddert als Füllmaterial von Hohlräumen oder als Papierpolster in verschiedenen Längen, Breiten und Stärken. Dabei lässt sich der Papierverbrauch pro Paket auf unterschiedliche Weise reduzieren, ohne die Ware der Gefahr auszusetzen, während des Transports beschädigt oder beschmutzt zu werden.
Klüger packen
Ein erster Ansatzpunkt sind die Verpackungskartons: Versender arbeiten in der Regel mit Kartongrößen, die oft über Jahre hinweg unverändert bestellt werden, obwohl sich das Produktsortiment weiterentwickelt hat. Häufig werden Produkte deshalb in zu großen Kartons versendet. Mit der Folge, dass mehr Füllmaterial verwendet und mehr Ladefläche im Sprinter oder Lkw des Transportunternehmers belegt werden, als eigentlich nötig wäre. Unternehmen sollten deshalb immer wieder prüfen, ob Sortiment und Verpackung noch zusammenpassen.
Der zweite wichtige Punkt ist die Form des Papiers: Zwar lassen sich Hohlräume auch mit per Hand zusammengeknüllten Papieren oder auch mit Papierschnipseln füllen. Allerdings muss der Versender dann sämtliche Hohlräume füllen, um die Produkte vor Beschädigungen zu sichern. Gerade bei sensiblen Produkten sowie bei Produktverpackungen, die ohne Abnutzungsspuren beim Empfänger ankommen sollen, bietet sich dies nicht an. Sehr viel sinnvoller ist die Nutzung von Papierpolstern, die vor Ort mit entsprechenden Verpackungssystemen per Knopfdruck hergestellt werden. Sie schützen Produkte mit unterschiedlichsten Formen, Maßen und Gewichten nachhaltig während des Transportes. Zudem kann der Empfänger die Polster zusammen mit dem Versandkarton wieder dem Wertstoffkreislauf zuführen – eine Trennung der Verpackungsmaterialien, wie sie beispielsweise bei Verpackungschips oder Luftpolstern aus Folie nötig ist, entfällt.
Füllmaterialien sparen
Papierpolster lassen sich in unterschiedlichen Längen und Breiten, mit unterschiedlichen Papierstärken sowie aus unterschiedlichen Papiersorten herstellen. Deshalb ist es entscheidend, im Vorfeld zu klären, welche konkreten Anforderungen an die Polster bestehen und wie die Verpackungsmaschinen in den in­tralogistischen Prozess integriert werden können. So gibt es Papiere, die sich für besonders schwere Produkte eignen, da sie eine erhöhte Festigkeit aufweisen und damit mehr Stabilität bieten. Andere Papiere sind besonders staubfrei und trotz Weiterbearbeitung so weich, dass sie sich sogar für das Verpacken von Platinen eignen. Unterschiede gibt es auch bei den Papiergewichten: Angeboten werden ein- und zweilagige Papiere zwischen 52 bis 90 g/qm. Je schwerer die Ware selbst ist, umso fester sollte auch das Papierpolster sein. Gearbeitet werden kann zudem mit weißem und braunem Recyclingpapier. Unternehmen, die ökologisch versenden möchten, können zudem auf 100-Prozent-Recyclingpapier zurückgreifen. Anders als herkömmliche wiederaufbereitete Papiere wird dieses nur aus Altpapier gewonnen.
Auch bei den Maschinen selbst gilt es, genau hinzuschauen: Die Papierrollen sollten schnell und einfach austauschbar sein, um die internen Prozesse nicht unnötig zu unterbrechen. Innovative Verpackungssysteme lassen sich zudem über eine SAP-Schnittstelle in die IT einbinden. Durch die im System hinterlegten Informationen gibt die Maschine dem Packer auf Anforderung automatisch Papierpolster in der genau benötigten Länge aus. Alternativ lassen sich über digitale Bedienfelder die Länge sowie die Stückzahl einstellen.
Natürlich haben die Mitarbeiter im Unternehmen jederzeit die Möglichkeit, Polster in individueller Länge anzufordern. Für den Packer bedeutet dies nicht nur eine Prozesserleichterung – es fällt auch weniger Papierabfall an, da Fehlanforderungen auf diese Weise vermieden werden.
Ein sehr effizienter Ansatz, um den Papierverbrauch zu senken, sind die Verpackungstechniken selbst. Dabei ist darauf zu achten, dass die Polsterungen dem Warengewicht angepasst werden und die Ware zu allen Seiten fixiert ist.
Tipps für sparsames Verpacken:
1. Packen Sie die Ware so, dass Sie die Hohlräume mit möglichst wenig Füllmaterial ausfüllen können. Mit einer zu einem Polster geformten Papierbahn lassen sich leere Stellen im Karton füllen.
2. Befindet sich der Hohlraum an der Quer- und Längsseite des Kartons, können Sie Papierpolster knicken. Bei größeren Lücken lassen sich aus Papierpolstern Rollen formen.
3. Wickeln Sie empfindliche Ware ein. Legen Sie dazu zwei Papierpolster der gleichen Länge mittig über Kreuz. Drücken Sie das Produkt sanft in den Karton und legen Sie die Papierpolster über der Ware zusammen.
4. Fixieren Sie empfindliche Produkte durch ein Polster auf dem Verpackungsboden. Für Hohlräume an der Seite und nach oben werden einzelne Polster zu einer Spirale geformt.
5. Schwere Gegenstände lassen sich durch Polsterspiralen schützen, die Sie in den Karton legen. Das Produkt wird darauf gelegt und von oben mit einer weiteren Spirale geschützt.
6. Die Festigkeit von Papierpolstern lässt sich erhöhen, indem sie wie Hufeisen verformt oder in sich gedreht werden. Damit lassen sich auch schwerere Gegenstände mit geringem Materialaufwand sicher fixieren.
7. Unternehmen mit hohem Wareneingang können überschüssige Kartonagen als Verpackungsmaterial verwenden. Spezielle Verpackungsmaschinen verwandeln die Kartons in Papierpolstermatten.
Der Autor
Baret Davidian ist seit 1995 Geschäftsführer der Easypack GmbH mit Sitz in Soest. Der Hersteller und Lieferant von maßgefertigten Verpackungslösungen wurde von der britischen Königin zum dritten Mal in Folge mit dem „Queen´s Award for Enterprise – International Trade“ ausgezeichnet. Zu den Kunden zählen Unternehmen, wie Aston ­Martin, Bosch und GlaxoSmithKline.

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