FH Gelsenkirchen: Logistikkosten senken durch IT-Systeme - Effizienz und Produktivität steigern: Lagercockpit: Logistische Prozesse beschleunigen

Der Einsatz operativer Cockpits ermöglicht bis zu 40 Prozent Zeitersparnis bei der Lagerführung mit SAP-Warehouse-Management-Systemen.

Symbolbild LOGISTRA (Foto: T. Schweikl)
Redaktion (allg.)

Wachsende Ansprüche auf Kundenseite und der zunehmende Kostendruck verlangen von Unternehmen, auch weiterhin Effizienz und Produktivität in der Lagerlogistik zu steigern. Gleichzeitig sollen die Logistikkosten reduziert werden. Einen wesentlichen Beitrag hierzu können die eingesetzten IT-Systeme leisten. Sie unterstützen bei der Entscheidungsfindung und bei der Ausführung der beschlossenen Maßnahmen. Die so erreichte Beschleunigung von Abläufen wirkt sich unmittelbar positiv auf die Lagerbetriebskosten aus und steigert die Wirtschaftlichkeit der Prozesse.

Die Fachhochschule Gelsenkirchen ging gemeinsam mit der IOT Institut für Organisations- und Technikgestaltung GmbH der Frage nach, wie Prinzipien von gemeinhin als Management-Cockpits bekannten Lösungen auf den operativen Bereich übertragen werden können. Zudem wurde der Nutzen solch operativer Cockpits untersucht. In Kundenprojekten wurden Cockpits für verschiedene Versionen der SAP-ERP-Software und unterschiedliche Tätigkeitsfelder entworfen, entwickelt und eingesetzt. Das Ergebnis der Untersuchungen: Durch ihren Einsatz ließen sich je nach Aufgabenbereich bis zu 40 Prozent Zeitersparnis bei der täglichen Arbeit erreichen.

 

Zwei Anforderungen an Software

Ganz überraschend kommt das Ergebnis nicht. Im strategischen und administrativen Bereich existieren bereits zahlreiche Lösungen, die Informationen kompakt, übersichtlich und zeitnah in einem Anwendungsdialog darstellen, damit Verantwortliche schnell und adäquat Entscheidungen treffen können. Ihre Bandbreite beginnt bei einfachen Auswertungen und reicht über Managementinformationssysteme bis zu Business Intelligence Systemen. Damit ähnlich geartete Cockpits im operativen Bereich den gewünschten Nutzen bringen, müssen sie zwei zentrale Anforderungen erfüllen. Erstens muss die Informationsdarstellung alle für den jeweiligen Arbeitsschritt relevanten Daten beinhalten. Und zwar so, dass die Mitarbeiter die wesentlichen Informationen für eine Entscheidung nicht übersehen. Zweitens müssen den Mitarbeitern Hilfsmittel an die Hand gegeben werden, damit sie unmittelbar nach einer Entscheidung die richtigen Folgeschritte einleiten können.

Der international tätige Coats-Konzern, Weltmarktführer für Nähgarne und Handarbeitsartikel, setzt seit der Einführung von SAP LES in zwei deutschen Distributionslagern von IOT entwickelte Cockpits für das Warehouse Management ein. Mit eindeutigem Fazit: „Ich kann meine Aufgaben heute viel schneller und besser erledigen“, resümiert Wolfgang Holster, stellvertretender Versandleiter des Lagers im Raum Stuttgart. Ermöglicht wird dies im Wesentlichen durch den gewählten Lösungsansatz. Operative Cockpits stellen prozessrelevante Daten einer operativen Aufgabe oder eines Teilprozesses übersichtlich in einem Anwendungsdialog dar. Sie unterstützen zudem eine benutzer- und gruppenorientierte Gestaltung der Oberfläche, um flexibel auf sich ändernde Bedürfnisse angepasst werden zu können.

 

Mehr Übersicht

Werbeinblendung:
Advertorial

Etikettendrucker für Lager und Logistik

In einem operativen Cockpit sind alle benötigten Anwendungstransaktionen zusammengefasst, um die Navigation zu vereinfachen und die Einleitung von Folgeschritten zu beschleunigen. Das übergeordnete SAP-ERP-System bietet aufgrund der individuellen Gegebenheiten keine maßgeschneiderte Lösung für die speziellen Anforderungen der Unternehmen. Die Mehrzahl der erforderlichen Funktionen und Daten zu einem Vorgang oder zu einer Aufgabe sind zwar im System vorhanden, aber häufig auf verschiedene Oberflächen verteilt. Viele Aufgaben erfordern situationsbedingt und je nach Unternehmen unterschiedliche Folgeschritte. Die im SAP-ERP-System verteilten Funktionen können aber nicht immer vom Anwender direkt aus einer kompakten Darstellung heraus und in der benötigten Kombination angestoßen werden. Dieter Böhl, zuständiger IT-Leiter bei Coats für das Lager im Raum Stuttgart, betont insbesondere die Erfüllung der unternehmensspezifischen Anforderungen: „Die IOT Cockpits unterstützen unser Leitstandspersonal bei der Auslastungssteuerung des Hochregallagers unter Berücksichtigung seiner speziellen Topologie.“

Der Charakter der operativen Cockpits lässt sich an einem Beispiel veranschaulichen: Das Auslieferungs-Cockpit dient der Steuerung der Auslieferungsbearbeitung und des Nachschubs in einem Distributionslager. Es können damit simulierte Auslager-, Kommissionier- und Nachschubaufträge erstellt werden, die Ergebnisse der Simulation werden direkt angezeigt. Zusätzlich erlaubt es den Anwendern, die Simulationsdaten zu manipulieren und Lageraufträge selektiv oder komplett freizugeben. Das ermöglicht die Darstellung von Was-wäre-wenn-Szenarien auf Basis der aktuellen Situation im Lager. Auch eine konkrete Lastvorschau für die Steuerung der Auslastung des Personals und der automatischen Förderanlagen wird angeboten. Die kompakte Darstellung macht schnell auf notwendigen Handlungsbedarf aufmerksam, zum Beispiel bei Überlastung oder bei Nachschubbedarf, und die direkte Verknüpfung mit Funktionen erlaubt die zeitnahe Einleitung von Folgeschritten wie die Änderung der Versandart oder die Freigabe von Nachschubaufträgen.

Eine solche Simulation und Möglichkeiten zur Teil- und Komplettfreigabe sind im SAP-Standard nicht gegeben. IOT hat mit den Standardmitteln der SAP-ERP-Software ein objektorientiertes Entwicklungs-Framework geschaffen, mit dem operative Cockpits als Add-Ons zum SAP-Standard schnell und kostengünstig entwickelt werden können. So lässt sich ein einfaches Cockpit mit wenigen fachlichen Funktionalitäten schon in wenigen Personentagen implementieren. Alle Cockpits sind vollständig in die SAP-GUI integriert und nutzen die SAP-Standardfunktionen und das SAP-Datenmodell. Konfigurierbare Hotspots (Hyperlinks) und Toolbars (Buttons) sorgen für die direkte Verknüpfung von Daten und Funktionen.

 

Die Autoren

Prof. Dr. Siegbert Kern ist seit 20 Jahren in verantwortlichen Positionen in der IT tätig und seit 2004 Professor für Wirtschaftsinformatik am Fachbereich Informatik der Fachhochschule Gelsenkirchen. Er ist nebenberuflich als Berater für die IOT Institut für Organisations- und Technikgestaltung GmbH aktiv.

Marc Zimmermann ist seit 1999 Mitarbeiter der IOT Institut für Organisations- und Technikgestaltung GmbH, Projektleiter im SAP-Umfeld und leitender Seniorberater mit den Themenschwerpunkten Warehouse Management und Manufacturing Execution.

◂ Heft-Navigation ▸

Artikel FH Gelsenkirchen: Logistikkosten senken durch IT-Systeme - Effizienz und Produktivität steigern: Lagercockpit: Logistische Prozesse beschleunigen
Seite | Rubrik